Piercings dehnen
Was bedeutet Dehnen von Piercings?
Wenn man davon spricht ein Piercing zu dehnen, meint man damit die Vergrößerung des jeweiligen Stichkanals, um Piercingschmuck mit größeren Durchmessern einsetzen zu können. Am häufigsten geschieht dies beim Lobe-Piercing im Ohrläppchen. Es lassen sich grundsätzlich auch andere Piercings dehnen, allerdings können dabei an vereinzelten Körperstellen Schwierigkeiten auftauchen (z. B. bei Knorpel- oder Oberflächenpiercings).
Wichtig ist, dass das Dehnen von Piercings eine bleibende Veränderung ist, welche in den meisten Fällen nicht von allein wieder rückgängig zu machen ist. Häufig wird aus rein optischem Effekt gedehnt, es gibt aber auch Piercings, bei denen das Dehnen empfohlen wird, um einen höheren Tragekomfort zu erlangen und das Ausreißen zu verhindern.
Welche Methoden des Dehnens gibt es?
Es bestehen verschiedene Möglichkeiten ein Piercing zu dehnen: Das einfache Dehnen mittels unterschiedlicher Hilfsmittel, das Einschneiden des Stichkanals durch einen chirurgischen Eingriff und das sogenannte Dermal Punching (Herausstanzen eines Loches).
Das einfache Dehnen:
Beim einfachen Dehnen wird das Piercing etappenweise vergrößert. Der Stichkanal des Piercings sollte vollständig abgeheilt sein, bevor man mit dem Dehnen beginnt und man sollte unbedingt zwischen mehreren Dehnungsschritten genügend Zeit lassen (mindestens 4 Wochen), damit das Gewebe sich beruhigen und nicht einreißen kann.
Das Dehnen mit Dehnungsstift:
Diese Methode ist wohl die am häufigsten gewählte. Ein konisch verlaufender Dehnungsstift (Taper) wird mit Gleitgel bestrichen und vorsichtig mit dem dünneren Ende in den Stichkanal eingeführt. An das dickere Ende wird der Schmuck angelegt und durch das Weiterschieben des Dehnungsstiftes automatisch eingeführt. Die Durchführung sollte dabei ohne Große Schmerzen erfolgen, lediglich ein kleines Brennen kann normal sein.
Als Alternative gibt es Dehnungssicheln, die man dauerhaft während des Dehnvorgangens trägt und langsam nachschieben kann. Neben diesen gewerblich hergestellten Hilfsmitteln, bedienen sich viele Leute auch selbst angefertigter Dehnungsgegenstände, wie z. B. Kugelschreibern oder Stricknadeln. Hierbei muss allerdings besonders auf saubere und hygienisch einwandfreie Materialien geachtet werden und man sollte ebenfalls nicht auf Gleitmittel (Vaseline oder Öl) verzichten.
Teflon-Band:
Bei dieser Methode wird eine dünne Schicht von nicht-klebendem Teflonband um den Schmuck gewickelt, der dann vorsichtig wieder in den Stichkanal geführt wird. Im besten Fall sollte das Band eine Dicke von 0,1mm haben. Sobald sich das Piercing an den größeren Durchmesser gewöhnt hat, wird eine erneute Schicht des sehr glatten und verträglichen Materiales um den Piercingschmuck gewickelt. Dieser Prozess sollte sich alle 6 Tage wiederholen, um die empfohlene Dehnungsrate von 1mm je Monat zu erreichen. Auf keinen Fall sollte man Isolierband, Tesa oder ähnliches verwenden, weil diese Materialen Klebstoffe enthalten, die vom Körper abgestoßen werden.
Gewichte:
Die traditionellste Methode, die schon seit langer Zeit bei verschiedenen Volksstämmen Anwendung findet, ist das Dehnen mittels schwerer Objekte. Ein Nachteil ist allerdings das unangenehme Empfinden und die dauerhafte Verdünnung des Gewebes.
Ohne Hilfsmittel:
Man kann den Schmuck auch ohne Verwendung von Hilfsmitteln durch den vorhandenen Stichkanal drücken, was jedoch zu vielfachen Problemen führen kann (Blutungen, Entzündungen, Vernarbung, Herausstülpen des Stichkanals). Piercings an Stellen mit viel Bewegung dehnen sich auch oftmals von selbst (z. B. beim Herumspielen am Zungenpiercing).
Schneiden:
Der Stichkanal wird nicht, wie beim Dehnen schrittweise vergrößert, sondern unter Verwendung eines Skalpells aufgeschnitten und auf die gewünschte Größe erweitert. Vereinzelt wird nach dem Einschneiden des Gewebes ein Dehnungsstift eingesetzt, was aber als eine enorm schmerzhafte Methode bekannt ist.
Dermal Punch:
Beim Punchen werden Teile des Gewebes in einer Größe von 2mm bis 8mm heraus „gelocht“. Es kommt dabei oft zu höherem Blutverlust, allerdings verläuft die Abheilungsphase relativ schnell und unkompliziert. Da der Durchmesser des heraus gestanzten Teils genau dem Durchmesser des Schmucks entspricht, treten kaum Druckschmerzen auf.
Was für Schmuck kann eingesetzt werden?
In das abgeheilte gedehnte Piercing kann eine Vielzahl von Schmuck aus verschiedenen Materialien (Holz, Stein, Horn, Bernstein, Glas usw.) eingesetzt werden. Es gibt Ball Closure Rings (BCR) oder Barbells in entsprechend größeren Materialstärken oder spezielle Septum Tusks für das Septum-Piercing. Für das Ohr eignen sich sogenannte Plugs oder Flesh Tunnels.
Was muss bei der Heilung und Pflege beachtet werden?
Zwischen den einzelnen Dehnungsphasen sollten sich die Piercings jedes Mal beruhigen können, das heißt man sollte nicht voreilig schon zur nächsten Größe greifen, denn dadurch können endgültige Schäden (Narbenbildung) entstehen. Wird das Dehnen korrekt durchgeführt ist eine Abheilung später nicht nötig. Sowohl der Piercingschmuck als auch der Stichkanal sollten regelmäßig mit antibakterieller Seife gereinigt werden, um Talgablagerung und Geruchsbildung zu verhindern. Außerdem kann das Gewebe mit Ölen (Jojoba-Öl, VitaminE-Öl, ...) gepflegt werden, was durch tägliches Einmassieren gegen Ausdünnung und Narbengewebe vorbeugt.
Welche Schwierigkeiten können auftreten?
Zu Beginn des Dehnens ist die Haut häufig dünner und durchlässiger für Keime und Bakterien, wodurch ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Bei gedehnten Piercings im Mundbereich kann der Schmuck noch leichter zu Zahnschäden führen und das Sprechen enorm beeinträchtigen. Erfolgen zu große oder zu schnelle Dehnungsschritte entstehen Gewebeschäden. Außerdem kann zu stark gedehntes Bindegewebe, sowie Deformationen von Knorpelgewebe meist nicht rückgängig gemacht werden.
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